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Polen: Touren durch das jüdische Warschau

Polen: Touren durch das jüdische Warschau

(rf) Das polnische Warschau war einst die größte jüdische Metropole. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten erinnern an die wechselvolle Geschichte der jüdischen Bürger der Stadt. Besucher können ihre Spuren auf mehreren Themenrouten entdecken. Die jüdische Geschichte Warschaus reicht bis in das 15. Jahrhundert zurück. Damals kamen die ersten Siedler mosaischen Glaubens in die Hauptstadt der masowischen Fürsten. Bis zum 20. Jahrhundert stieg ihr Anteil auf über 30 Prozent. Vom Fabrikanten über Künstler und Wissenschaftler bis zu Arbeitern und Handwerkern – alle hatten sie ihren Anteil am kulturellen und sozialen Leben in der wachsenden Großstadt. Ein Denkmal dieser Zeit ist der 1806 gegründete jüdische Friedhof an der ul. Okopowa 49/51. Dort sind bis heute mehr als 100.000 Grabmale erhalten geblieben.

1940 errichteten die deutschen Besatzer ein Getto für die jüdische Bevölkerung der Stadt. Das Gebiet war mit über 350.000 Menschen völlig überfüllt. Terror, Lebensmittelknappheit und die hygienischen Zustände machten den Bewohnern das Leben zur Hölle. Bis heute erhalten blieben Teile der Mauer, welche das Judengetto von den sogenannten arischen Wohnquartieren trennte. So beispielsweise die Ziegelmauer im Hof des Wohnblocks an der ul. Sienna 55, die von der ul. Złota zu erreichen ist, oder die zugemauerte Hausfront in der ul. Waliców 11.

Der einzigen jüdischen Bevölkerung, die größtenteils in den deutschen Vernichtungslagern ermordet wurde, ist die „Erinnerungsroute an die Leiden und den Kampf der Juden 1940-1943“ gewidmet. Sie führt vom Umschlagplatz, von dem aus die Todgeweihten in Viehwaggons abtransportiert wurden, bis zum Denkmal der Gettohelden am plac Bohaterów Getta. Das 1948 enthüllte, elf Meter hohe Denkmal besteht aus einem Steinquader mit Reliefs, die Szenen von Leben, Leid, Kampf und Tod der Getto-Insassen darstellen, sowie einer Inschrift in polnischer, jiddischer und hebräischer Sprache. Es soll nicht nur an die Leiden der jüdischen Bevölkerung erinnern, sondern auch an ihren Kampf ums Überleben, der nach der Auflösung des Gettos im April 1943 im Aufstand einiger Hundert junger, nur spärlich bewaffneter Gettobewohner gipfelte. Fast einen ganzen Monat dauerte ihr Widerstand, der von SS, Polizei und Wehrmacht brutal niedergeschlagen wurde. An die wenigen Überlebenden, die meist über die Kanalisation entkamen, erinnert heute das Denkmal in der ul. Prosta 51, das einen Kanalausstieg symbolisieren soll, aus dem Hände Richtung Freiheit greifen. Nach dem Aufstand machten die Nationalsozialisten das Getto dem Erdboden gleich. Gesprengt wurde auch die große Synagoge am heutigen plac Bankowy.

Die kleine Straße ul. Prózna gehört zu den wenigen im Stadtzentrum, die noch an die Atmosphäre im jüdischen Warschau vor dem Zweiten Weltkrieg erinnert. Jedes Jahr im September findet dort das Singer-Festival statt, das der jüdischen Kultur gewidmet ist. Gottesdienste werden in der Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen Nożyk-Synagoge in der ul. Twarda abgehalten, die den Krieg mit leichten Beschädigungen überdauert hatte. Im Nachbargebäude hat die Jüdische Gemeinde ihren Sitz. Am nahe gelegenen plac Grzybowski befindet sich eines der wenigen Theater in Europa, das regelmäßig Stücke in jiddischer Sprache aufführt.

Der Führer durch das jüdische Warschau ist in den Touristeninformationen Warschaus kostenlos erhältlich. Eine deutschsprachige Version zum Download gibt es auch unter www.warsawtour.pl.


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