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Korsika: Wandern auf dem GR 20

Abenteuer Korsika - Wandern auf dem GR 20

Der Wanderweg GR 20 durchquert Korsika und ist einer der anspruchsvollsten Weitwanderwege Europas. Auf die Wanderer warten 200 km Wege, ca. 12.500 Höhenmeter, grandiose Landschaften, schroffe Gebirgszüge, urige Hütten, sympathische Korsen und nicht zuletzt eine besondere Begegnung mit sich selbst. Jedes Jahr zwischen Mitte Juni und Mitte Oktober zieht dieser Weg rund 60.000 Wanderer, die sich dieser Herausforderung stellen wollen, an. Man wandert etwa 14 Tage mit Etappen von 6 bis 9 Stunden. Der GR 20 sollte ausschließlich von erfahrenden und gut ausgerüsteten Wanderern begangen werden. Viele Wanderer überschätzen sich und ihre Leistungen, und so erreichen nur etwa 50% ihr Ziel.

Trotz seiner Beliebtheit hat der Weg sich seine Wildheit und Ursprünglichkeit bewahrt. Die Hütten sind urig, die Hüttenwirte sympathisch, manchmal kauzig, aber immer hilfsbereit. Ein trainierter Wanderer kann den GR 20 gut bewältigen. Ihn erwartet eine atemberaubende Landschaft: karge Felsen, erfrischende Gumpen, Hochmoore mit Wildpferden, duftende Kiefernwälder, leichte Kletterstellen. Aber jeder Wanderer muss auch ca. 12.000 Höhenmeter rauf und wieder runter.

Allgemeines

Seit 2009 kann die Hüttenübernachtung über das Internet vorbestellt werden. Das macht auch Sinn, denn die Schlafplätze in den Hütten sind begrenzt und in der Hauptsaison haben viele Wandergruppen die Plätze weit vorher reserviert. An allen Hütten stehen Quencha-Zelte incl. Thermarest-Matten, die 2 Personen nutzen können. Die Übernachtung im eigenen Zelt bietet Unabhängigkeit, denn das Schlafen mit etwa 20 Personen auch nicht immer erholsam. Schnarcher können den Schlaf schon etwas stören. Gezeltet werden darf aufgrund der Waldbrandgefahr nur rund um die Hütten. Drohen Waldbrände, werden Wanderer frühzeitig von der Gendarmarie gewarnt und die Wege gesperrt. Jede Hütte hat Nahrungsmittel im Angebot, so dass nicht alles für die Tour mitgeschleppt werden muss. Manchmal kocht der Hüttenwirt eine einfache Mahlzeit, Nudeln, Linsen etc. so dass man seinen Proviant sparen kann. Wer in der Hütte schläft, darf die Küche benutzen; wer zeltet, kann an den offenen Gasherden kochen. Das spart Kartuschen oder Spiritus.

Vorbereitung

Das Wander- und Fitnessprogramm starteten wir im Frühling. Mit den schweren Wanderschuhen laufen wir unsere Hausstrecke – 12,6 Kilometer - 1-2 pro Woche auf Zeit. Wir wandern mehrfach den Rheinsteig mit Gepäck, und testen unsere Kondition mit Trainingstouren einer Sektion des Deutschen Alpenvereins. Der Meraner Höhenweg als 6-Tages-Trekkingtour dient ebenfalls als Vorbereitung. Eine digitale Küchenwaage hilft das Reisegepäck so zu reduzieren, so dass die Rucksäcke ohne Nahrungsmittel und Wasser ein Gewicht von 11 und 13 Kg betragen.

Anreise

Wir wählen für die „GR 20“-Anreise die individuelle und unabhängige Variante mit dem Auto. Nach Beendigung der Wanderung wollen wir noch einige Erholungstage am Meer verbringen, und – falls wir abbrechen müssen, haben wir die Möglichkeit, die Insel mit etwas Komfort zu bereisen.

GR 20-Etappen

Wir starten im Süden, weil wir uns langsam an die Etappen gewöhnen wollen, außerdem erscheint es uns angenehmer die Sonne im Rücken zu haben. Startpunkt ist La Tonelle in Conca, Capmpingplatz, Refuge und Parkplatz. (Parken ist hier preiswert.)

Conca – Refuge de Paliri

(1125 Höhenmeter - 14,28 Kilometer)
Tipp: Morgens so früh wie möglich aufzubrechen. Es ist dann noch nicht so heiß und man ist frühzeitig an den Hütten. Es ist noch nicht so voll, wir können uns am Nachmittag erholen, den „Haushalt“ erledigen, wie Zelt aufbauen, duschen, Wäsche waschen, essen und schauen, wer so noch alles ankommt. Außerdem bekommen wir so die schönsten Zeltplätze.

Refuge de Paliri - Refuge d‘Asinao

(1148 Höhenmeter - 16,57 Kilometer)
Wir übernachten in der Bergerie unterhalb der Hütte und werden von einer reizenden älteren Dame mit gutem bäuerlichen Essen verwöhnt. (HP 32 Euro pro Person)

Refuge d`Asinao - Refuge d‘Usciolu

(1236 Höhenmeter – 17,68 Kilometer)
Diese Etappe ist lang, sehr lang, und verlangt viel Durchhaltekraft. Dafür entschädigt später die Hütte – Empfang mit korsischer Musik, Gebetsfähnchen flattern im Wind. Es gibt alles, was das Herz begehrt zu kaufen – Brot, Wurst, Käse, Obst, Pflaster, Wein. Ein wahres Paradies – auch wenn man erst drei Tage unterwegs ist.

Refuge d‘Usciolu – Col de Verde

(938 Höhenmeter – 17,11 Kilometer)
An der Refuge de Prati rasten wir nur und gehen zum Col de Verde weiter. Am Col de Verde – Ralais San Petru die Verde - kann gezeltet werden und es gibt Betten incl. warmer Duschen. In der Gaststätte kann der Proviant aufgefüllt werden.

Col de Verde – Vizzavona

(983 Höhenmeter – 28,79 Kilometer)
In Vizzavona gibt es verschiedene Möglichkeiten zu Übernachten. Die Refuges, Hotels, Camping. Wir übernachten in einem 4 Bett-Zimmer. Kosten pro Person: 30 Euro incl. warmer Dusche und Abendessen.

Vizzavona – Refuge de l’Onda

(1095 Höhenmeter – 11,28 Kilometer)
Es geht ordentlich nach oben, dann über den Buckel und endlich ist die Hütte am Refuge de l’Onda in Sicht. An dieser Hütte leben viele verschiedene Tiere, Pferde, Esel, Schafe, Ziegen und viele, viele Schweinchen. Hinweis: Das Quellwasser sollte man besser abkochen.

Refuge de l’Onda - Refuge de Petra Piana

(866 Höhenmeter – 11,67 Kilometer)
Petra Piana hat wohl die schönste Lage. Es gibt hier einen kleines Laden, sogar mit Sonderangeboten, herrlich weichem Brot, und ein zufriedenes, entspanntes Hüttenehepaar, das beim Kartoffelschälen Opern aus einem kleinen Transistorradio hört.

Refuge de Petra Piana – Refuge de Manganu

(669 Höhenmeter – 9,78 Kilometer)
Auf dieser Etappe ist Trittsicherheit und etwas Klettern angesagt. Unterwegs bietet die Hütte Manganu frisch gebackenes Baguette und eine warme Mahlzeit an. Tolle Ausblicke sind auf dieser Etappe garantiert.

Refuge des Manganu - Castel de Vergio

(393 Höhenmeter –16,22 Kilometer)
Am Lac de Nino weiden Wildpferde. Diese Etappe ist verhältnismäßig einfach, aber auch hier gibt es skurriles zu sehen, so steht am Castel de Vergio ein Skilift aus vergangenen Zeiten. Die Campingmöglichkeit neben dem Hotel ist gut, warme Dusche und Spiegel, wir können den Proviant auffüllen und lecker essen.

Castel de Vergio - Refuge de Tighiettu

(1060 Höhenmeter – 18,60 Kilometer)
Der Weg bis zum Refuge de Ciottulu di i Mori lädt zum Baden ein. Nach der Rast in der Refuge de Ciottulu di i Mori geht es weiter zu der auf Stelzen gebauten Refuge de Tighiettu. Die Zeltplätze sind hier sehr klein, aber die Hütte sehr gemütlich. Ein äußerst freundlicher Hüttenwirt kocht und spielt zum Nachtisch korsische Lieder auf der Gitarre. Am nächsten Tag wartet der aufregendste Tag – der Cirque de Solitude - auf uns. Es wird spannend.

Refuge de Tighiettu – Haut-Asco

(760 Höhenmeter – 8,46 Kilometer)
Wir müssen in den Kessel hinunter und dann auch wieder hinauf. Wo ist wohl der Weg? Das Ziel endlich in Sicht. Auf der Hütte gibt es richtig gutes Essen. Wichtig – einen Tisch vorbestellen!

Haut-Asco – Refuge de Carozzu

(744 Höhenmeter – 8,10 Kilometer)
Wenn möglich, hier noch einmal Proviant nachkaufen, die nächste Etappe ist ziemlich anstrengend. Es geht über Schotter 800 Höhenmeter nach oben und dann noch lange, lange auf und ab.

Refuge de Carozzu - Refuge d’Ortu di u Piobbu

(1236 Höhenmeter – 17,68 Kilometer)

Refuge d’Ortu di u Piobbu – Calenzana

(1116 Höhenmeter – 9,16 Kilometer)
Calvi und das Meer in Sicht – wir rennen glücklich den Weg hinunter. 205,38 Kilometer liegen hinter uns! Wir haben den „legendären“ GR20 erfolgreich geschafft.

Wander-Tipps & Co.

Blasen: Blasen an den Füßen können trotz eingelaufener Schuhe entstehen. Die neuen Blasenpflaster hydrokolloid, helfen wunderbar. Allerdings schubbeln sie sich durch die Wandersocken ab. Feinkniestümpfe für Damen 40 DEN unter den Wandersocken getragen, halten die Pflaster da, wo sie bleiben sollen. Desinfektionsmittel für Wunden kann auch nicht schaden.

Batterien: Genügend Batterien einpacken. Es gibt unterwegs nur mit Glück welche zu kaufen.

Gehrichtung: Die meisten Wanderer starten den GR 20 im Norden der Insel. Als Grund wird angegeben, dass die ersten Tage die spektakulärsten Etappen sind. Außerdem beenden die meisten die Tour in Vizzavona, dort fährt ein Zug wieder an die Küste.

Geld: Es ist wichtig, genügend Bargeld mitzunehmen. Unterwegs gibt es keinen Geldautomaten und es werden keine Scheck- oder Kreditkarten angenommen. Obwohl die Übernachtung günstig ist, 5 Euro pro Person im Zelt, gibt man auf den Hütten erfahrungsgemäß mehr Geld aus, als man denkt. Die Preise für Nahrungsmittel sind hoch. Es darf aber nicht vergessen werden, dass alles mit Maultieren und Pferden in die Berge getragen werden muss, das rechtfertigt auch die hohen Preise.

Gut essen: Wer während des Weges einmal gut essen möchte, sollte sich im Hotel Haute Asco für den Abend einen Tisch reservieren. Die Küche ist wirklich empfehlenswert. Bei sonst eher kargen Mahlzeiten ein echtes Highlight auf dem Weg.

(Text und Fotos: Ulrike Hiemer)


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