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Österreich: Donausteig - Wanderbar!

Österreich: Donausteig - Wanderbar!

Von Manuel Andrack

Früher klopfte das Herz bis zum Hals, wenn sich beim Kasperletheater der Vorhang hob, und den Blick auf die prächtige, handgemalte Kulisse freigab. Der ganze Körper vibrierte, als am Heiligen Abend endlich die Tür zur Wohnstube aufging und man den Glanz des Weihnachtsbaums mit den vielen verheißungsvollen Päckchen und Paketen erblickte.

Eine genauso kindliche Freude ist es für jeden Wanderer, auf die Aussichtsplattform hinaus zu treten, die die Sicht auf die Schlögener Schlinge ermöglicht. Die Donau fließt in Richtung Osten, auf den Wanderer zu, um dann eine 180-Grad-Kurve hinzulegen und wieder in Richtung Westen zu fließen. Als hätte es sich der Fluss kurzfristig anders überlegt, als hätte sich die Donau gesagt, ach Oberösterreich, wie schön ist es hier, hier möchte ich noch einige Momente verweilen. Der Blick auf die Schlögener Schlinge ist ein Naturereignis, ein Highlight im Leben jedes Wanderers.

Ich wandere auf dem Donausteig, dem Weitwanderweg zwischen Passau und Grein. Und wenn man sich das Logo des Weges anschaut, erkennt man sofort die Schlögener Schlinge wieder. Weil es so schön dort ist, lasse ich mich auf den geschmackvoll gestalteten Sitzmöbeln nieder und lasse mit dem Blick auf die Schlinge meine Wanderseele baumeln. Was soll denn auf dem Donausteig noch kommen, wenn dieser Einstieg schon derart spektakulär schön ist? Nun, einige Highlights hält der Donausteig schon noch bereit. Welche genau, entscheidet jeder Wanderer für sich. Der Donausteig ist ein Weg für den kreativen Wanderer. Es gibt eine Route nördlich und eine südlich des Stroms. Ich kann diese Strecken durchgehend gehen, oder mit den vielen Fähren von einer Seite zur anderen wechseln. Außerdem gibt es 40 reizvolle Rundwanderwege, die Donaurunden, die an den Donausteig angedockt sind und den Tageswanderer locken. Wie gesagt, die Auswahl ist groß und der findige Wanderer wird immer ein Schmankerl finden, das zu ihm passt.

Ungefähr sieben Kilometer hinter der Schlögener Schlinge erreiche ich im Donautal den kleinen Ort Inzell. Dort lasse ich mich in einer Gastwirtschaft nieder und genieße den Blick auf die Donau. An der Donau kommt mir zügig ein winziges Boot entgegen, der Mann auf dem Kahn winkt mir zu. Wir machen uns bekannt und er überredet mich, in das wacklige Gefährt zu steigen. Es handelt sich um eine Donauzille, ein Kahn, der vor allem der Fischerei dient. Ich werde netterweise vom Gastronom Aumüller abgeholt. Aumüller ist ein junger barocker Gastronom aus dem Donauort Obermühl. Die Fahrt mit dem schaukelnden Boot ist ein phänomenales Ereignis. Die Hänge am Strom, die Donauleiten, steigen steil empor, das Wasser glitzert in der tiefen Sonne. Am schönsten ist aber - die Stille. Das war mir schon beim Wandern aufgefallen: Das Lauteste in dem Engtal zwischen Schlögen und Aschach sind die zwitschernden Vögel. Majestätisch schwebt der Strom dahin, kein Lärm von Eisenbahn- und Autoverkehr stört den absoluten Naturgenuss. Ein Aufenthalt in diesem Teil des Donautales ist wie ein akustischer Urlaub, die pure Erholung für die stressgeplagten Ohren des Städters.

Nach der Übernachtung beim Aumüller verabschiede ich von der Ortschaft Obermühl. Ich befinde mich jetzt auf der Nordroute des Donausteigs und werde auf dem Donausteig von Obermühl bis Aschach knapp 30 Kilometer wandern. Ich steige steil hinauf zum Burgstall, einem Felsenensemble hoch über der Donau. So hoch, dass der Burgstall mit 613 Metern die höchste Stelle des gesamten Donaulaufs ist. Der Blick von Burgstall über die Donau und hinunter nach Obermühl ist unfassbar schön. Und in der Morgensonne erscheint die Donau tatsächlich, man mag es kaum glauben - blau. So blau, wie sie im Johann-Strauss-Hit “An der schönen blauen Donau” besungen wird. Dabei ist in dem Walzer einerseits die Kernaussage, dass die Donau blau sei, andererseits wird vom silbernen Band gesungen, dass Land an Land knüpft. Na, was denn nun?

Acht Kilometer hinter dem Burgstall erreiche ich die Donau bei Untermühl. Da dort die Große Mühl in den Strom mündet, mutiert der Fluss bei Untermühl zu einem See. Ich fühle mich wie an einem italienischen Lago. In Untermühl wird verständlich, warum der Aumüller immerzu vom “Stausee” gesprochen hat, wenn er über die Donau im Engtal zwischen Engelhartzell und Aschach sprach.

Von Untermühl geht es hinauf zum Schloss Neuhaus auf einem wunderschönen Jagasteig. Es macht, denke ich mir, aber entschieden mehr Spaß, auf diesem großartigen, verwunschen Pfad zu wandern, als zu jagen.

Wenige Kilometer vor meinem Zielort Aschach geht es hinab in das wunderschöne Pesenbachtal, das zunächst recht lieblich daherkommt. Auf Stiegen (Leitern) geht es später auf und ab, an Felsvorsprüngen vorbei, über schmale Tritte wandere ich durch die Klamm. Dieses Naturerlebnis ist einfach Weltklasse, hat so gar nichts mit dem breiten Donaustrom zu tun, gehört aber als Nebenschlucht zum Gesamterlebnis des Donausteigs. Es ist einfach “Wanderbar” hier. “Wanderbar” ist kein blödes Wortspiel von mir, so hört es sich tatsächlich an, wenn der Oberösterreicher “wunderbar” meint.

Auf meinen letzten Metern an der Donau kann ich schon mal weitere Wanderungen auf dem Donausteig planen. Ich überlege, ob ich das nächste Mal den letzten Abschnitt des Donausteig bei Grein unter die Füße nehmen werde. Dort soll es viele wilde Schluchten à la Pesenbachklamm geben. Oder ich gehe mal quer durch Linz und esse so viel Linzer Torte, bis ich platze. Oder ich gehe auf dem bayrischen Teil des Steigs von Passau bis hinunter nach Engelhartszell. Aber wenn ich in Engelhartszell bin, dann ist es auch nicht mehr weit bis zur Schlögener Schlinge. Da muss ich unbedingt noch öfter hin. Um diesen himmlischen Ausblick und die Stille zu genießen. Und um diese spezielle kindliche Wanderfreude auf dem Donausteig zu empfinden.

Weitere Informationen unter www.donausteig.com. (Fotos: Donau OÖ/Weissenbrunner)


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